Erfolgreich stillen: Die beste Ernährung für Ihr Baby
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt: Babys sollten mindestens die ersten 6 Lebensmonate voll gestillt werden.
Sie brauchen in dieser Zeit keine andere Nahrung, dürfen aber natürlich trotzdem mal von Mamas Teller probieren, wenn sie wollen. Bis zu zwei Jahre nach der Geburt kann ein Kind dieser Empfehlung nach gestillt werden, wenn Mutter und Kind das wollen. Abgestillt wird meistens schon lange vorher, doch nur jede siebte Frau sagt, sie habe ihr Baby überhaupt gar nicht gestillt. Dass so viele Mütter ihre Neugeborenen stillen, ist auch gut so, denn Stillen ist die beste Nahrung für ein Baby, fördert die lebenswichtige Mutter-Kind-Bindung und spart außerdem viel Geld für teures Milchpulver. Erfolgreich stillen ist nach den ersten ganz normalen Anpassungsschwierigkeiten gar nicht schwer und formt wunderschöne Erinnerungen, die nie mehr nachgeholt werden können.
Warum ist Stillen so wichtig?
Früher stellte sich die Frage gar nicht, ob ein Neugeborenes gestillt wurde, denn es gab keine Alternativen. Anders als heute wurde das zu Hause im Verborgenen gemacht, während es heutzutage vollkommen in Ordnung ist, auch in der Öffentlichkeit zu stillen. Viel zu sehr freuen wir uns über Mütter, die sich dafür entscheiden, denn Stillen ist selbst beim heutigen Angebot an hochwertigem Milchpulver die beste Ernährung, die es für ein Neugeborenes gibt. Muttermilch enthält alle Nährstoffe, die es braucht, in genau der richtigen Zusammensetzung. Besonders wichtig ist das Kolostrum, also die allererste Milchmahlzeit im Leben. Im Kolostrum stecken Immunzellen, die den Nestschutz des Neugeborenen intensivieren und ihm einen Schutz mitgeben, den es anders nicht bekommen kann. Selbst, wenn Mütter gar nicht stillen wollen, wird ihnen also empfohlen, das Baby wenigstens einige Male anzulegen. Doch auch danach ist Stillen eine Wohltat für Mutter und Kind, denn jedes Stillen fördert die Bindung der beiden zueinander. Das ist ihr erstes kleines gemeinsames Erfolgserlebnis – sie haben eine erfolgreiche Stillbeziehung zueinander aufgebaut. Ganz nebenbei ist Stillen auch viel preiswerter als die heutigen hochwertigen Milchpulver für Neugeborene. Denn damit diese Milchpulvermischungen der Muttermilch so ähneln können, steckt in ihnen viel Forschung – und diese Kosten werden an der Kasse bezahlt.
Vor der Geburt: Vorbereitung aufs Stillen
Mütter, die bereits wissen, dass sie ihr Baby stillen wollen oder ihm zumindest das Kolostrum geben und dann weitersehen wollen, können sich schon vor der Geburt darauf vorbereiten. Einerseits sollten sie zu Hause die notwendige Ausrüstung parat haben, denn wenn vor dem Stillen Milcheinschuss kommt, werden sie das alles brauchen – und das kommt vor der Geburt. Sinnvoll sind:
- Stilleinlagen für den BH
- Still-BHs und Still-Oberteile oder -Kleider
- Milchpumpe und Flaschen mit Etiketten
- Nuckelaufsatz für die Brust
- pflegende Creme für die Brustwarzen
- Stillkissen, Stilltuch, …
Sehr zu empfehlen sind stillfreundliche Krankenhäuser. Sie bieten oft schon vor der Geburt, wenn vor dem Stillen Milcheinschuss kommt, erste Stillkurse für werdende Mamas an. Kinder, die dort geboren werden, werden von Stillberaterinnen dabei unterstützt, die erste Mahlzeit bestehend aus Kolostrum aufzunehmen. Hier ist alles darauf ausgerichtet, Müttern und ihren Kindern eine schöne Stillbeziehung zu ermöglichen und ihnen jede Hilfe zur Seite zu stellen, die sie dabei brauchen könnten. Wenn es in den ersten Tagen mit dem Stillen einmal nicht so klappt oder Mütter Fragen haben, dann könnten sie nirgends besser aufgehoben sein als in einem stillfreundlichen Krankenhaus.
Stillen richtig anlegen – wie geht das?
Der kleine Mund muss zur Brustwarze – und dann klappt es schon? So einfach ist es leider nicht, auch wenn es bei erfahrenen Mutter-Kind-Paaren so aussieht. Besonders das erste Anlegen gestaltet sich schwierig. Das Baby muss noch lernen, was es mit der Brustwarze tun muss, es muss seine Saugbewegungen erst in den Griff bekommen. So kurz nach der Geburt führt Stillen dazu, dass sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammenzieht, was eigentlich gut ist – denn so wird der Bauch schneller wieder straff. Allerdings tut das in den ersten Tagen nach der Geburt ganz schön weh. Wenn dann auch noch eine Narbe vom Kaiserschnitt da ist, geht oft gar nichts mehr. Umso wichtiger ist es also, beim Stillen richtig anlegen. Die Stillen Position mus nicht nur für Mutter und Kind angenehm sein, sondern auch realistisch machbar. In den ersten Tagen hilft ein Stillkissen, denn dann kann die Mutter im Sitzen ihr Neugeborenes im Arm halten und das Kissen sorgt von allein für die richtige Stillen Position. Später hilft dann der C-Griff. Das Baby wird dabei im Arm gehalten und die Brust von unten nah an der Brustwarze mit der freien Hand umschlossen, wobei die Hand das C formt. Wenn das Baby den Mund weit öffnet und die Zunge flach im Unterkiefer liegt, ist es bereit. Das Baby wird jetzt zur Brust geführt – nicht anders herum! – und das sollte möglichst schnell passieren. Das weite Öffnen des Mundes ist Teil des Suchreflexes nach der Brust, den Babys in diesem Alter haben.
Häufige Fehler beim Anlegen – und wie sie vermieden werden
Das Baby sollte immer zur Brust geführt werden. Das verhindert, dass die Mutter eine ungesunde Haltung einnimmt und irgendwann Rückenschmerzen bekommt. Außerdem sollte das Baby immer möglichst die ganze Brustwarze und den Warzenhof mit den Lippen umschließen. Das verhindert, dass seine Kauleisten die feinen Milchdrüsen abdrücken und es weniger Muttermilch bekommt. Stillpositionen gibt es viele, wichtig ist aber, dass das Baby nicht dauernd wieder die Brustwarze loslässt und dann wieder andockt. Andernfalls schluckt es zu viel Luft und das Ergebnis sind Schreikrämpfe wenige Stunden später. Beim Absetzen des Babys ist etwas Vorsicht geboten, denn es kann bereits jetzt spucken – schlimm ist das nicht, kann aber überraschend kommen.
Stillen wie oft?
Viele Mütter machen sich Sorgen, ob ihr Baby denn genug trinkt und sie genug Muttermilch produzieren. Beim Stillen richtig anlegen macht schon viel aus, aber wie ist das mit der Menge und wie oft sollte ein Säugling angelegt werden? Direkt nach der Geburt sollte das Baby so schnell wie möglich an die Brust dürfen, am besten sofort, nachdem es geboren wird. Jetzt ist der Suchreflex nach der Brust noch so stark wie nie und das erste Anlegen kann problemlos klappen. Danach sollte das Neugeborene alle 2-3 Stunden an die Brust geführt werden, denn das regt die Milchbildung an. Später lautet die Antwort auf die Frage: „Stillen wie oft?“, dass das Baby nach Bedarf gestillt wird. Das heißt, dass es dann die Brust bekommt, wenn es Hunger hat – nicht, wenn die Brust spannt. Denn das würde zu einer Überproduktion von Milch führen, da der Körper der Frau immer genau so viel Milch produziert, wie das Baby braucht. Ideal sind 8-12 Stillmahlzeiten in 24 Stunden.
Woran erkennt man Hunger beim Säugling?
Mütter hören irgendwann am Schrei ihres Babys, was es will – und das ist oft Hunger. Weitere Anzeichen können sein, dass das Baby unruhig wird, sich hin- und herwälzt oder anfängt, leise Geräusche von sich zu geben, ohne dass es bereits schreit. Nachts im Schlaf flattern die Augenlider, es wacht langsam auf und kann im Schlaf auch erste Schmatzgeräusche machen, um seinen Hunger zu signalisieren. Jedes Baby äußert sich anders und mit der Zeit lernt jede Mutter, die Hinweise ihres Kindes auf Hunger zu deuten. Dann kann es angelegt werden, schon bevor es vor Hunger aus vollem Hals schreit.
Probleme beim Stillen: Brustdrüsenschwellung, Milchstau und Co.
Erfolgreich stillen ist für den Körper der Mutter eine Höchstleistung. Auf dem Weg zur schönen Stillbeziehung gibt es so viele Stolpersteine, die nicht wenige Frauen dazu bringen, entnervt beim nächsten Besuch im Supermarkt Milchpulver mitzunehmen. Besonders in erster Zeit kann es zu Schwellungen der Brustwarzen kommen, denn diese werden von jetzt auf gleich nach der Geburt des Babys stark beansprucht. Wenn die ersten Zähnchen kommen, knabbern die Kleinen auch gerne mal. Dagegen helfen einerseits beruhigende Cremes und schlimmstenfalls kann ein Flaschenaufsatz für die Brust ausprobiert werden, der spitze kleine Zähne von ihr fernhält. Ebenfalls ein Problem der ersten Stillwochen ist die Brustdrüsenschwellung. Sie entsteht, weil die Brust jetzt stärker durchblutet ist und mehr Lymphe enthält. Dadurch schwillt sie an, kann sich röten und sehr empfindlich werden. Brustdrüsenschwellungen nehmen allerdings von alleine wieder ab. Anders ist das beim Milchstau, dieser kann zu jedem Zeitpunkt passieren – und zwar dadurch, dass Milchreste die Milchkanäle verstopfen. Vermieden werden kann ein schmerzhafter Milchstau dadurch, dass die Brust leergetrunken wird und das Baby nicht schon beim ersten kleinen Spannungsgefühl gleich angelegt wird. Sonst produziert die Brust zu viel Milch und diese kann dann nicht vollständig getrunken werden. Ungesund sind aber auch zu lange Abstände zwischen dem Stillen.
Wen fragen bei Stillproblemen?
Ob Fragen zum Stillen richtig anlegen offen sind, es immer wieder zum schmerzhaften Milchstau kommt oder das Baby Luft schluckt und an Koliken leidet – einfach ist stillen leider nicht immer. Bei Stillproblemen direkt nach der Geburt gibt es Stillberaterinnen im Entbindungskrankenhaus und natürlich auch die Hebamme, die zur Seite stehen. Sie geben praktische Tipps und Hilfestellungen und helfen bei gesundheitlichen Problemen. In den Monaten danach sind sie immer noch zur Stelle, wenn Not am Mann ist, doch auch der Hausarzt kann bei Milchstau und Co. helfen. Zudem kann jederzeit der Kinderarzt konsultiert werden.
Stillen im Alltag – wie geht das?
Zu Hause hinter verschlossenen Türen dürfen sich Mutter und Baby so ungeschickt anstellen, wie sie wollen, wenn gestillt wird. Sie haben alle Zeit der Welt und dürfen diese auch nutzen, um herauszufinden, wie es für sie beide am besten klappt. In der Anfangszeit nach der Geburt ist das sicher nicht verkehrt, denn diese Ruhe braucht die Frau, um Sicherheit zu gewinnen. Irgendwann aber wird sie auch mal nach draußen wollen, und das ist ja auch der Vorteil des Stillens. Sie braucht außer dem Baby und sich selbst nichts mitzunehmen. Heutzutage spricht absolut nichts dagegen, in der Öffentlichkeit zu stillen – genauso wenig spricht dagegen, sich dafür zurückzuziehen. Viele Frauen setzen auf ein Stilltuch, das sie um sich und ihr Baby wickeln können, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen, wenn der Säugling Hunger bekommt. Dadurch können sie immer und überall stillen, wenn sie das wollen. Andere pumpen die Milch lieber vorher ab und geben sie in der Flasche, was auch vollkommen in Ordnung ist. Hauptsache, Mutter und Baby fühlen sich wohl!
Stillen und die Ernährung
Für die Mutter ist in der Stillzeit nichts wichtiger als ein gesunder Lebensstil. Neben ausreichend Schlaf und Erholung spielen auch Ernährung und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme jetzt eine Rolle. Ohne Flüssigkeit keine Muttermilch – das ist einleuchtend. Doch auch die Ernährung wirkt sich direkt auf die Qualität der Muttermilch aus. Manche Lebensmittel sind für den Säugling sogar noch zu schmecken und bereiten seine Geschmacksnerven auf die Genüsse vor, die ihn erwarten, wenn er kauen und feste Nahrung zu sich nehmen kann. Wichtiger als das ist aber die Versorgung mit Nährstoffen, denn was die Mutter jetzt isst, das füttert sie später auch ihrem Baby. Ballaststoff-, vitamin- und nährstoffreiche Nahrung ist jetzt das A und O. Denn diese sorgt nicht nur für gesunde, reichhaltige Muttermilch, sondern versorgt auch den Körper der Frau mit allem, was er braucht, um dieser Herausforderung gerecht zu werden. Mindestens genauso wichtig ist der konsequente Verzicht auf Giftstoffe wie Alkohol und Nikotin sowie auf Medikamente, die als bedenklich für stillende Frauen eingestuft werden. Denn auch diese Substanzen gehen in die Muttermilch über und richten Schaden beim Säugling an, der vermeidbar ist.
Muttermilch abpumpen – warum und wann?
Eine Muttermilchpumpe ist eine sinnvolle Anschaffung, sollte aber auch nicht allzu oft eingesetzt werden. Sie ist dann zur Stelle, wenn die Brust so sehr spannt und der Säugling gar nicht trinken will, dass es nicht mehr geht. Auch dann, wenn die Mutter nicht stillen kann und ihrem Baby trotzdem Muttermilch geben will, kann Abpumpen eine sinnvolle Lösung sein. Arbeitende Mütter können beispielsweise abpumpen und die Muttermilch zur Tagespflegestelle mitbringen, wenn sie noch nicht auf Milchpulver umstellen wollen. Sind die Brustwarzen gerade so empfindlich, dass das Baby nicht angesetzt werden kann, dann kann ebenfalls versucht werden, stattdessen Milch abzupumpen und der Brustwarze etwas Regenerationszeit zu verschaffen. Jedes Abpumpen der Muttermilch wertet der Körper allerdings als Signal, dass gleich wieder mehr Milch nachproduziert werden muss, dass also die Nachfrage gestiegen ist. Somit erhöht der Körper das Angebot, denn er will den Bedürfnissen des Babys gerecht werden. Er weiß schließlich nicht, dass da nicht das Baby an der Brust war. Abpumpen ist deswegen mit Vorsicht zu genießen und sollte nicht zur Gewohnheit werden, wenn abgepumpte Milch für das Baby nicht regelmäßig erforderlich ist. Falls doch, dann sollte die abgepumpte Milch nicht länger als einige wenige Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.
So kann der Partner beim Stillen helfen
Wenn die Frau und Partnerin ihr Neugeborenes stillt, steht der Mann oft etwas hilflos daneben und fragt sich, wo seine Rolle in der Stillbeziehung zwischen seiner Partnerin und seinem Kind sein soll. Ist der Vater wirklich außen vor? Ganz und gar nicht! Sofern es sich nicht um abgepumpte Milch handelt, kann der Vater zwar das Baby nicht füttern, aber er kann in dieser Zeit seine Partnerin entlasten – beispielsweise, indem er eine Ladung Wäsche übernimmt, den Abwasch macht oder ihr in dieser Zeit eine gesunde Mahlzeit kocht. Mindestens genauso wichtig wie praktische Hilfe im Alltag ist der seelische Beistand. Besonders in den ersten Lebenswochen läuft die Stillbeziehung holprig an und der Frau geht durch den Kopf, dass das an ihr liegen könnte. Aufmunterung tut ihr jetzt gut. Wenn das Baby gelegentlich abgepumpte Muttermilch bekommt, dann kann der Vater diese Fütterungen übernehmen und auf diese Weise eine Bindung zu seinem Neugeborenen aufbauen.
Tipp: Stillen oder Flaschennahrung, Flaschenkind vs. Stillbaby – Wir erklären die Unterschiede!